Stolperstein Nr. 25 : Rudolf Jasser

Wer erinnert sich an Rudolf Jasser?
Rudolf-JasserRudolf Jasser, hier 1906 im Alter von 5 Jahren in Rosbach, wo er aufwuchs und wo er vor und nach der Verfolgung durch die Nationalsozialisten wohnte.

Rudolf Jasser wurde am 2.8.1901 in Rosbach geboren. Er heiratete in Rosbach am 28.4.1933 Irma Leeser geschieden Kaminka, die den siebenjährigen Wolfgang mit in die Ehe brachte. Die kleine Familie wohnte in Irmas Geburtshaus, dem Stammhaus der Familie Leeser, jetzt Rathausstr. 30. Er war Techniker und arbeitete als Installateur in Köln. Seine Frau Irma arbeitete meist zu Hause als Weißnäherin.

Rudolf war evangelisch und Irma jüdisch. Dies war für beide kein Hindernis in der Liebe. Da die Lügenpropaganda der Nazis zu der Zeit schon in vollem Gange war, war die Heirat ein Zeichen dafür, dass Rudolf sehr mutig und charakterfest genug war, den Aufrufen zum Rassenhass zu widerstehen. Er kannte ja in Rosbach viele ehrbare und tüchtige Deutsche jüdischen Glaubens.

Nachdem die Nazis aber ihre unrechten Gesetze zur Ausgrenzung und Entrechtung des jüdischen Teils der Bevölkerung immer weiter trieben, wurde auch das Leben für Rudolf und seine Familie immer schwieriger. Nach den Pogromen, bei denen nicht nur die Synagoge in Brand gesteckt worden war, die jüdischen Männer unrechtmäßig verhaftet und misshandelt, sowie die Wohnungen jüdischer Familien verwüstet worden waren, floh Rudolf mit seiner Familie nach Köln.

Es muss für ihn besonders schlimm gewesen sein, dass wohl ein entfernter Verwandter, der ebenfalls in Rosbach wohnte, ein Haupttäter bei den Pogromen gewesen war und auch bei der Verwüstung seiner Wohnung  beteiligt war. Dieser Verwandte wurde später nach dem Ende der Nazidiktatur als Hauptangeklagter wegen schwerer Brandstiftung und schwerem Landfriedensbruch zu einer Zuchthausstrafe verurteilt.

Nachdem Rudolfs Stiefsohn Wolfgang, der als „Volljude“ galt, mit dem Transport der anderen jüdischen Rosbacher am 20.7.42 von Köln nach Minsk deportiert und dort ermordet worden war, dauerte es nicht mehr lange, bis auch die vorerst verschonten „Mischehen“ von der Deportation bedroht waren.

Bevor es dazu kam, fand Rudolf mit Irma ein Versteck bei seiner Schwester Grete Jasser, die unverheiratet und Krankenschwester war. Sie war Oberin im Rot-Kreuz-Krankenhaus in Idar-Oberstein. Eventuell musste sie für diesen Posten Parteimitglied sein oder zumindest Regimetreue vorspielen. Doch sie hat ihre Schwägerin und ihren Bruder vor den Nazischergen gerettet und soll eventuell auch andere Juden versteckt haben.

„Nach dem Krieg kehrten Rudolf und Irma nach Rosbach zurück und lebten bis zu ihrem Tod 1949 im Stammhaus der Familie von Rudolf Jasser in der Rathausstr. 31. Die beiden wurden auf dem evangelischen Friedhof in Rosbach-Sieg beigesetzt. Mit Rudolfs Schwester Grete zusammen habe ich öfter das Grab gepflegt.“.

„Rudolph Jasser war schwer lungenkrank“ und starb am 9.2.1949 in Waldbröl, vermutlich im Krankenhaus.

Diese Zeitzeugenberichte wurden vom Zeitzeugenforum Windeck durch Angaben amtlicher Dokumente ergänzt.

Der 25. Stolperstein in Windeck wurde am 29.3.2012 von Gunter Demnig für Rudolf Jasser verlegt. „Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist.“ Gunter Demnig 

Wir bedanken uns bei allen ganz herzlich, die die große Aktion der Stolpersteinverlegung  in diesem Jahr möglich gemacht haben. Dazu gehören in erster Linie Gunter Demnig und die vielen Spender, aber auch der Förderverein der Gedenkstätte, der Rat der Gemeinde Windeck, der Bauhofmitarbeiter, die Verwaltung der Gemeinde Windeck, die Polizei, die für die Sicherheit sorgte, die Presse und alle, die bei der Recherche geholfen haben.  Unser Bürgermeister Jürgen Funke nahm die Schenkung dieser Teile des Gesamtkunstwerks von Gunter Demnig wieder persönlich von den Bürgern entgegen. In diesem Jahr haben sich auch alle drei weiterführenden Schulen in der Gemeinde an dem Projekt beteiligt und Schülergruppen haben sich mit der Geschichte des Naziregimes auseinandergesetzt; Schüler und Schülerinnen haben wie auch viele andere Paten bewegende Texte vorgetragen und Blumen niedergelegt.

Das Zeitzeugenforum Windeck

 

Wer weitere Informationen, Korrekturen oder Fotos zum Leben der Familie Leeser-Kaminka-Jasser oder zu anderen Verfolgten des Naziregimes beisteuern kann, meldet sich bitte bei

Annemarie Röhrig, Tel. 3822                     annemarie.roehrig(at)gmx.de

Raimund Weiffen, Tel. 4687                       Raimund.Weiffen(at)t-online.de

Richard Suhre, Tel. 0160/962 965 03      risu-koeln(at)gmx.de