Stolperstein Nr. 1 : Betti Blumenthal

Betty Blumenthal

Betty Blumenthal

Wer erinnert sich an Betti Blumenthal?

Unten rechts: Betty Blumenthal

Unten rechts: Betty Blumenthal

 

„Etwa 1936 zog in unsere direkte Nachbarschaft die Familie Blumenthal. Die beiden Töchter der Familie Elfriede und Betty waren (zu dem Zeitpunkt) etwa 6 und 8 Jahre alt.

Betty hatte meinen kleinen Sohn  Willi – damals noch ein Baby – sehr gern und kam oft zu ihm. Die Kinder gingen nur einige Zeit in die Schule in Schneppe. Dann teilte ihnen der Lehrer mit, dass keine jüdischen Kinder in der Schule geduldet würden und die Kinder gingen nicht mehr zur Schule.

Da die Familie zeitweise ohne Einkommen war (der Vater war nach den Pogromen  zwangsverpflichtet und arbeitete bis zur Deportation 1942 bei der Firma Gebr. Langen in Schladern) kehrte größte Armut bei ihnen ein. Frau Blumenthal bat mich, wenn ich nach Eitorf fuhr, doch für sie eine Tasche bei Familie Marx in Eitorf abzuholen. Ich habe sehr oft eine Tasche (voll Lebensmittel) bei Marx abgeholt. Frau Blumenthal bat mich, die Tasche an einem bestimmten Ort abzustellen. Erst wenn es dunkel war, holte sie die Tasche dort ab. (Um mich nicht zu gefährden).

Ende 1941 wurde die Familie gezwungen, nach Rosbach zu ziehen (in das Haus von Max Seligmann, Bergstr. 9). Von dort kamen sie manchmal in der Dunkelheit und baten um Lebensmittel, die ich ihnen immer gab. 1942 im Juni starb mein Sohn Willi an Diphtherie. Kurz danach kam eine Karte von Betty B., in der sie anfragte, wie es Willi gehe – sie habe gehört, dass er krank sei. Ich schrieb ihr, dass Willi gestorben sei. Sie schrieb daraufhin wieder eine Karte mit folgendem Wortlaut: ‚Ihr Lieben! Weinet nicht, dem Willi ist wohl. Diese Karte wird das Letzte sein, was ihr von uns hört. Wir müssen am Montag um 10 Uhr ohne Gepäck in Rosbach am Bahnhof sein. Da wisst ihr ja, wo es hin geht. Eure Betty Blumenthal.’“

Der genannte Montag muss der 20.07.1942 gewesen sein. Denn am 20.07.1942 wurde u.a. Fam. Blumenthal von Köln-Deutz aus mit einem Transport von ca. 1064 Menschen nach Minsk deportiert (Abfahrt ca. 15 Uhr). Der Zug kam am 24.07.1942 gegen 6.45 Uhr in Minsk an. Soweit heute bekannt ist, wurden alle Personen noch am selben Tag ermordet und in Gruben verscharrt. Da war Betti 13 Jahre alt.

Dieser erschütternde Zeitzeugenbericht von Ilse P. aus Niederalsen wurde vom Zeitzeugenforum ergänzt durch Angaben amtlicher Dokumente. 

Der 1. Stolperstein in Windeck wurde von Gunter Demnig zur Erinnerung an Betti Blumenthal am Samstag, dem 17.09.2011 um 10 Uhr in Alsen, Grummertwiese, unter großer Beteiligung der Bürger verlegt. Anschließend wurden weitere 21 Steine in Windeck verlegt. 

Wer weitere Informationen oder Fotos zum Leben der Familie Blumenthal oder zu anderen Verfolgten des NS-Regimes beisteuern kann, meldet sich bitte bei

Annemarie Röhrig:            annemarie.roehrig(at)gmx.de

Raimund Weiffen:            Raimund.Weiffen(at)t-online.de