Stolperstein Nr. 2 : Elfriede Blumenthal

Wer erinnert sich an Elfriede Blumenthal?

Elfriede Blumenthal wurde am 19.3.1930 als Tochter von Eduard Blumenthal und Meta Blumenthal geb. Weiler in Sachsenhausen/Kreis Waldeck-Frankenberg geboren.

Elfriede BlumenthalUm der Verfolgung zu entgehen, verließ sie mit ihrer Familie ihren Heimatort und zog nach Niederalsen in der damaligen Gemeinde Herchen.

„Im April 1936 wurde ich zusammen mit Elfriede Blumenthal in Schneppe eingeschult. Ich war auf ihre schönen schwarzen Haare neidisch; sie hatte so eine Art Bubikopf-Haarschnitt. Ich habe viel mit Elfriede gespielt. Der Ortsgruppenleiter der NSDAP riet meinen Eltern an, den Kontakt mit den Blumenthal-Kindern abzubrechen. Meine Eltern und ich, wir haben das nicht beachtet.

An dem Tag, als die Blumenthal-Kinder der Schule verwiesen wurden, war ich schon vor Elfriede in der Schule. Der Lehrer sprach mich an: ‚Du kennst doch die Elfriede gut. Gehe ihr entgegen und sage ihr, dass sie nicht mehr zur Schule kommen darf.’ Ich tat dies. Als Elfriede dies hörte, drehte sie sich wortlos um und ging nach Hause.“

In der Mitte, 2. Reihe: Elfriede Blumenthal
        In der Mitte, 2. Reihe: Elfriede Blumenthal

„Es muss etwa 1941 gewesen sein: Die jüdischen Nachbarskinder Betti und Elfriede erzählten mir auf der Dorfstraße, sie würden bald nach Hamburg fahren und dort von englischen Kriegsschiffen abgeholt. Ich war etwa 11 Jahre alt und lachte die Kinder aus, weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass mitten im Krieg feindliche Schiffe einfach so in Hamburg ankern würden. Mir klang die Propaganda des Naziregimes von Erfolgen deutscher U-Boote in den Ohren. Erst nach dem Krieg habe ich die schreckliche Wahrheit über das Schicksal der Juden erfahren. Da erst habe ich verstanden, dass die englischen Schiffe der letzte Hoffnungsschimmer für die Kinder gewesen waren, und ich habe darüber gelacht. Als den Juden die Lebensmittelkarten gestrichen wurden, hatten Alsener Bauern sowie Eitorfer Bürger die Familie Blumenthal unterstützt.“ (Erich Schürger)

„Wir stellten für die Blumenthals immer abends eine Kanne mit Milch an einen bestimmten Ort. Diese wurde dann nachts geholt. Am anderen Morgen war dann die Kanne leer. Eines Morgens war die Kanne aber noch voll. Meine Mutter sagte: ‚Jetzt ist es passiert.’“

Die Hoffnung der Kinder auf Rettung erfüllte sich leider nicht. Denn am Montag, dem 20.07.1942 wurde Elfriede mit ihrer Schwester und ihren Eltern um 10 Uhr vom Sammelplatz am Rosbacher Bahnhof nach Köln-Deutz gebracht. Vor dort wurden sie mit einem Transport von ca. 1064 Menschen nach Minsk deportiert (Abfahrt ca. 15 Uhr). Der Zug kam am 24.07.1942 gegen 6.45 Uhr in Minsk an. Soweit heute bekannt ist, wurden alle Personen noch am selben Tag ermordet und in Gruben verscharrt. Da war Elfriede gerade 12 Jahre alt.

Diese Zeitzeugenberichte aus Niederalsen wurden vom Zeitzeugenforum ergänzt durch Angaben amtlicher Dokumente. 

Der 2. Stolperstein in  Windeck wurde von Gunter Demnig zur Erinnerung an Elfriede Blumenthal am Samstag, dem 17.09.2011 um ca. 10 Uhr in Niederalsen, Grummertwiese, unter der Beteiligung der Bürger verlegt. Die Patenschaft hat die Dorfgemeinschaft Alsen.